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Das Ende der „Energiewende“

Das Ende der „Energiewende“

Die Ampelregierung riskiert mit ihrer unausgegorenen Energiepolitik die Versorgungssicherheit im Land und belastet Bürger und Wirtschaft über Gebühr.

Was wurde doch gewettert über die Abhängigkeit der deutschen Industrie von russischem Erdgas und Erdöl. Jahrzehntelang versorgte Russland den ehemaligen deutschen Exportweltmeister mit billiger Energie, spätestens seit dem gewaltsamen, nach wie vor offiziell nicht aufgeklärten Ende von Nordstream II ist es damit jedoch vorbei.

Dumm allerdings, wenn der große Bruder aus Übersee ebenfalls den „Energiehahn“ plötzlich abdreht: So hat US-Präsident Joe Biden sämtliche Exporte des umweltschädlichen LNG-(Fracking-)Gas aus Gründen des „Klimaschutzes“ vor kurzem unterbunden. Die besonders seit 2022 eifrig betriebene einseitige Ausrichtung auf diese transatlantische Partnerschaft, die vor allem die Aktienkurse von US-Konzernen wie Cheniere Energy befeuert hat, hat sich als Sackgasse erwiesen. Unvergessen, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) den Ausbau eines LNG-Terminals auf Rügen gegen sämtliche Widerstände in einem Umweltschutzgebiet im Urlaubsparadies durchgeboxt hat.

Der Naturschutzbund Deutschland hat im letzten Jahr mehrfach massiv Alarm geschlagen:

„Das von der Bundesregierung geplante Vorhaben ‚Ostsee LNG‘, ein Flüssiggas-Terminal vor der Ostseeinsel Rügen, würde mehrere Meeresschutzgebiete und ihre Bewohner stark gefährden. Der Bau einer neuen Gaspipeline, die das Terminal mit Lubmin verbindet, und der massiv erhöhte Schiffsverkehr würden eine erhebliche zusätzliche Belastung für das bereits angeschlagene und über seine Belastungsgrenze hinaus genutzte Ökosystem bedeuten.“

Derzeit ist es durchaus fraglich, wie es damit weitergeht. Die Regierung versucht das umstrittene Projekt auf Biegen und Brechen durchzuziehen.

Doch auch in anderen Energiebranchen verdunkelt sich der lange als besonders hell angepriesene Horizont. Die europäische und insbesondere deutsche Solarbranche steht kurz vor dem Aus: So hat sich der Dresdner Hersteller von Photovoltaikanlagen „Solarwatt“ bereits mehrfach verzweifelt an die Politik gewendet, um im Sisyphusmodus Unterstützung gegen die allmächtige chinesische Konkurrenz zu erhalten. Der Unterschied zum Reich der Mitte ist allerdings offenkundig:

In China denkt man länger als in Legislaturperioden und setzt gezielt auf langfristige Projekte und auf günstige Energie. Die Ampel lebt dagegen nur im Hier und Jetzt, doch das „Fahren auf Sicht“ (Angela Merkel) hat schon länger Methode.

Dazu kommt: Eine aus verschiedensten Gründen wie Fachkräftemangel, aktuelle Krankenzeitenrekorde und massive Überalterung resultierende niedrigere Produktivität einerseits, hohe Löhne, hohe Energiepreise und hohe Steuern andererseits vertragen sich nicht.

Da verwundert es kaum, wenn der Schweizer Solarzellenhersteller Meyer-Burger sich aus Sachsen zurückzieht und die Produktion in den USA hochfahren will. Auch die Ästhetik der euphemistisch „Solarparks“ genannten Anlagen scheint nicht allen zu gefallen — wie zuletzt ein Bürgerentscheid im Landkreis Borna südlich von Leipzig gezeigt hat.

Bei der Windkraft, die noch viel stärker als die Solarbranche halb Deutschlands jahrhundertealte Kulturlandschaft innerhalb weniger Jahre nicht unbedingt zum Besseren verändert hat, zeigen sich neben einer überschaubaren Effizienz vor allem logistische Probleme: Anschlüsse beziehungsweise Leitungen fehlen an Nord- und Ostsee Richtung Festland, der Strom kommt dann einfach nicht bei den Verbrauchern an. Neben dieser hausgemachten Dunkelflaute hat die Ampel-Regierung die Mittel für die Batterieforschung massiv gekürzt, und es stellt sich die Frage, wo die massive benötigte, günstige Energie herkommen soll, wenn man aus rein ideologischen Gründen fast parallel aus dem russischen Erdgas und Erdöl und der eigenen Atomenergie aussteigt.

Martin Winter, Gründungsdirektor und wissenschaftlicher Leiter des Helmholtz-Instituts Münster, des Forschungszentrums Jülich und des MEET Batterieforschungszentrums der Universität Münster, betont: „Der Abbau von Batteriewissen wäre ein Rückschritt für Deutschlands Industrie“, nicht zuletzt weil die Fördermittel für die Batterieforschung ab 2024 auf einen Bruchteil gekürzt werden. Diesen Widerspruch zur permanenten Propagierung des E-Autos verstehe wer will. Oder kommt der Wind von einer ganz anderen Seite?

Beim großen Bruder hat man sich — wie so oft ganz unbemerkt von den bundesdeutschen Medien und Politikern — zum Teil deutlich von „klimafreundlichen“ Investitionen verabschiedet. So haben die weltweit größte Investmentgesellschaft BlackRock sowie die größte US-Bank JP Morgan und der Konzern State Street insgesamt 14 Billionen (!) US-Dollar aus der „Climate Action 100+-Initiative“ abgezogen.

Das sind 700 Konzerne, die sich besonders stark den „Klimaschutz“ auf die Fahne geschrieben haben und den CO2-Ausstoß weltweit bis 2050 auf null senken wollen. Laut Tichys Einblick streicht BlackRock zwei Drittel seiner Mittel im Geldpool von CA100+, die anderen beiden Finanzgiganten steigen komplett aus. Alle waren bis vor kurzem massive Treiber der Klimaagenda und befeuern nun eine entgegengesetzte Entwicklung, die sich unter einem möglichen US-Präsidenten Donald Trump fortsetzen dürfte. Dafür hat man in New York, Los Angeles und Co. eine neue, gleichzeitig alte und sehr profitable Investitionsbranche wiederentdeckt: die Rüstungsindustrie.

Während also eine militärische Eskalation des Ukraine-Krieges auch für Mitteleuropa aufgrund verantwortungsloser und geschichtsvergessener Staatenlenker in greifbare Nähe rückt, wie sich nicht erst durch den russischen Leak eines Bundeswehr-Mitschnitts zeigte, kann man sich an der Wall Street entspannt zurücklehnen und sich auf fette Gewinne von Lockhead Martin, Northrop Grumman, Rheinmetall und Co. freuen.

In Berlin guckt man dagegen wirtschaftlich massiv in die Röhre und darf sich demnächst vielleicht mit Problemen ganz anderen Ausmaßes als der „Energiewende“ befassen. Politikern, die im Fach Geschichte geschlafen haben, sei daher dringend das Buch „Die Schlafwandler — Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ vom australischen Historiker Christopher Clark empfohlen. Denn noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen. Es liegt aber schon auf der Mauer.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag erschien zuerst unter dem Titel „Ein teurer Spaß für den Bürger: Ist die ‚Energiewende‘ gescheitert?“ auf dem Blog imosten.org.


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